Effizienz-Gipfel 2019

Alles rund um den 7. Effizienz-Gipfel des EEP.

Effizienz-Gipfel des EEP bei der Dürr AG

Energieverbrauch steigt – Politik und Industrie sind in der Pflicht

Auf dem 7. Effizienz-Gipfel des EEP der Universität Stuttgart am 28. März 2019 bei der Dürr AG in Bietigheim-Bissingen wurde es den 100 geladenen Gästen unmissverständlich klar gemacht: die erste Priorität der Energiewende, die Energieeffizienz, wird weiterhin sträflich vernachlässigt und das ist unverantwortlich.

„Bundeswirtschaftsminister Altmaier hat letzte Woche in seiner halbstündigen Rede beim CDU Wirtschaftsrat zum Thema Energiewende das Wort Energieeffizienz nicht einmal erwähnt“, sagte gleich zu Anfang des Effizienz-Gipfels Heinz Dürr, der Vorsitzende des EEP-Beirats und Aufsichtsrats-Ehrenvorsitzender des Gastgebers Dürr AG. Im ersten Panel des 7. Effizienz-Gipfels wurde über Sinn und Unsinn politischer Anreize und Ordnungsinstrumente gesprochen. Klare Worte richtete Dürr an die Politik: „Wenn es aus dem Wirtschaftsministerium im letzten Jahr hieß „Efficiency First“ und schon in diesem Jahr wird der Begriff Effizienz gar nicht mehr erwähnt, dann läuft doch etwas ziemlich schief.“

Der Parlamentarische Staatssekretär Bareiß wies in der Paneldiskussion auf vieles bereits Erreichte hin, musste das Auditorium allerdings vertrösten, was die im letzten Jahr angekündigte Effizienzstrategie der Bundesregierung betrifft. Ende des Jahres rechne er jedoch mit „konkreten Handlungsanleitungen“ seitens der Regierung.

Die Zahlen sind alarmierend, das hat das Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP eruiert. Seit einiger Zeit sind die Energieeinsparungen rückläufig. Trotz umfangreicher Unterstützungsprogramme und vielerlei Anreize schafft es die Industrie offenbar ebenso wenig wie der Rest der Gesellschaft, ihren Energiebedarf zu senken.

Obwohl laut einer Studie des EEP der Universität Stuttgart mittlerweile 75% aller energierelevanten Patente im Bereich Effizienzsteigerung erteilt wurden und der Anteil der wissenschaftlichen Studien im Energiesektor ebenso hoch ist, wird im Vergleich dazu in den Medien das Thema Effizienz nur zu 25% aufgegriffen – in drei Vierteln aller Berichte geht es um die Erneuerbaren. Ein Unding, findet der Leiter des EEP, Prof. Alexander Sauer.

Verzicht gilt noch immer als dröge, also brauchen wir Anreize, damit gespart wird. Cornelia Lamers von der KFW stellte in diesem Zusammenhang das neue Förderprogramm des BMWi vor: Bis zu 55 Prozent Investitions- bzw. Tilgungszuschuss und ein zinsgünstiges Darlehen – offen für alle Unternehmensgrößen und Branchen. „Da muss die Industrie nun auch zugreifen! Das reduziert die Amortisationszeiten um mehr als die Hälfte,“ so Prof. Sauer. In früheren Untersuchungen war die lange Amortisationszeit von Investitionen in Effizienztechnologie als eine der Haupthürden erkannt worden.

Minister Untersteller wurde gegen Ende der ersten Diskussionsrunde dann konkret: Er will die EEG-Umlage und die Stromsteuer abschaffen und damit den Strom für die Endkunden um ein Drittel billiger machen. Im Gegenzug soll der CO2-Ausstoß auch außerhalb des EU ETS bepreist werden. Gas, Öl, Benzin würden damit für Endverbraucher entsprechend teurer. Darin waren sich der Bundespolitiker Bareiß und der Landesminister Untersteller einig: Mehr Belastung für die Bürger ist nicht drin…

Nach der Vorstellung von Untersteller finanziert die alte Welt die neue. Die Industrie mit hohem Prozesswärmeanteil zahlt, und in der Folge „bekommen wir einen Strom, der immer CO2-freier wird“. Das wäre darüber hinaus ein echter Effizienzanreiz, mit dem auch die Sektorkopplung möglich wird. Der Einwand von Moderatorin Nina Ruge, dass mit der Verbilligung der Stromverbrauch steige und das nicht wirklich grün sei, machte wieder mal klar, dass es hier keine einfachen Wahrheiten gibt.

Das neue Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums trat zum 1.1. 2019 in Kraft. Das ist positiv. Steuerliche Anreize fehlen damit zwar immer noch, aber es ist ja nicht nur die Politik, auch die Unternehmen sind am Zug: Die Industrie hatte bis 2020 versprochen, 500 Energieeffizienznetzwerke zu gründen, von denen bisher lediglich 230 existieren. Die Politiker auf dem Gipfelpodium fanden: Wir haben unsere Hausaufgaben noch nicht ganz geschafft, aber jetzt muss die Industrie auch mal liefern.

 

Kontakt

Experte: Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Kfm. Alexander Sauer, Leiter
Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP, Universität Stuttgart, Nobelstr. 12, D-70569 Stuttgart
Tel: +49 (711) 970-3606, alexander.sauer@eep.uni-stuttgart.de

Presse: Dr. phil. Birgit Spaeth, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP, Universität Stuttgart, Nobelstr. 12, D-70569 Stuttgart
Tel: +49 (711) 970-1810,  birgit.spaeth@eep.uni-stuttgart.de, www.eep.uni-stuttgart.de

Quelle: EEP, Clemens Hess

Zum Seitenanfang